Eins, zwei, drei – ganz viele
Wieder warteten die Kinder des Kinderheimes Sonnenschein darauf, dass die Enten, die sich seit drei Jahren immer wieder den Teich im Garten als Brutplatz aussuchten, erneut einzogen.
Im Jahr zuvor hatten sie nur zwei Küken, die leider nicht überlebten. Eines Tages lagen sie tot in dem Nest und die Mutter quakte erbärmlich. Es ging einem schon sehr nahe, wie sie da so hilflos
auf dem Teich herumschwamm und nach ihrem Nachwuchs schrie. Für die Kinder war dies sehr schwer zu verstehen und sie litten richtig mit.
Bisher war noch nichts von den gefiederten Freunden zu sehen. Gebannt schauten die Kinder Tag für Tag am Teich vorbei, ob endlich etwas passierte, aber Fehlanzeige. Keine Ente weit und
breit.
Doch dann wurde das Warten belohnt. Familie Duck zog ein und machte es sich in dem Häuschen, welches bereits extra schon für sie mit Stroh ausgepolstert war, bequem.
Für die Kinder ein Riesenspaß. Es wurde Brot aus der Küche stibitzt, damit die Tierchen keinen Hunger hatten. Keines der Kinder bekam mit, dass die Köchin extra mehr Brot kaufte. Sie hatte so
eine Freude daran zu sehen, wie glücklich sie darüber waren, etwas dazu beitragen zu dürfen, dass es ihren geflügelten Gästen gut ging.
Ein Kind stellte fest, dass die Ente nur noch auf dem Nest saß. Sie ließ sich auch nicht mit Brot herauslocken. „Sie ist am Brüten“, rief Susi, als sie morgens den Speisesaal betrat.
„Wie kommst du darauf?“, wollte Sonja wissen, die noch nicht sehr lange im Heim war.
„Letztes Jahr war es genauso. Sie saß nur noch im Nest. Und wenn nicht sie, dann ihr Mann. War doch letztes Jahr auch so. Erinnert ihr euch nicht daran?“, antwortete Susi und der größte Teil der
Kinder nickte zustimmend.
Mit Adleraugen beobachteten die Kinder alles, was um die brütende Familie herum passierte. Da blieb es natürlich auch nicht unentdeckt, dass seit Kurzem regelmäßig eine Katze auf dem Gelände
herumstreunte. Gar nicht gut!
„Was machen wir jetzt?“, wollte Frank von der Köchin wissen. „Wie werden wir dieses blöde Vieh los. Sicher hat sie es auf die Babys abgesehen. Das können wir doch nicht zulassen.“
Diese wusste auch keinen Rat. Also legten sich die Älteren auf die Lauer. Jedes Mal, wenn die Samtpfote auftauchte, schmissen sie etwas nach ihr oder spritzten sie mit Wasser nass. Aber davon
ließ sie sich nicht ablenken und beobachtete weiter Familie Ente ganz genau.
Da hatte die Heimleiterin die zündende Idee. Sie brachte kurzerhand den Hund ihrer Freundin mit und das hatte durchschlagenden Effekt. Dieser mochte Katzen gar nicht und hatte sehr viel Spaß
daran, sie zu jagen. Nachdem er sie zweimal fast mit seinen Zähnen erwischt hatte, tauchte die Katze nicht mehr auf. Der Plan ging auf.
„Jetzt sieht sie mal, wie es ist, das Opfer zu sein“, kommentierte Ina abends beim Spielen. „Geschieht ihr recht. Seht ihr doch auch so?“, wollte sie wissen und die Bestätigung der anderen folgte
sofort.
Wieder einmal standen einige der Mädchen und Jungen vor dem Nest. Alles unverändert, nichts passierte. Bis Susi auf einmal sagte: „Hört ihr das?“
„Was denn?“, wollte Jörg wissen.
„Hört genau hin. Da ist es wieder. Da schnattert doch etwas.“
Gebannt lauschten sie, konnten aber nichts erkennen. Doch dann erhob sich die Ente, verließ das Nest und kleine süße Entenbabys kamen zum Vorschein. Die Kinder waren völlig aus dem Häuschen. Es
sah ganz so aus, als wollte sie ihren Beschützern den Nachwuchs präsentieren. War das schön anzusehen. Nach gemeisterter Schwimmrunde ging es „Husch Husch“ schnell hinter Mama her zurück ins
Häuschen. Die fürsorgliche Mutter setzte sich dann wieder auf ihre Sprösslinge und nichts war mehr zu sehen.
Jedes Entlein bekam einen Namen. Somit gehörten sie für die Kinder zur Familie. Es kam sogar so weit, dass einige Kinder diese kleinen plüschigen Wesen mit ins Bett nehmen wollten, aber davon
konnte man sie dann doch abhalten.
Dieses Schauspiel bot sich Tag für Tag. Das Einzige, was sich änderte war, dass die Schwimmrunden immer länger und die Zwerge sichtbar größer wurden. Selbst die großen Kinder hatten Spaß daran.
Es war aber auch wirklich zu goldig und schon freute man sich auf das nächste Jahr und hoffte, dass es dann auch wieder Familienzuwachs gäbe.
(© Britta Kummer)